Fünf Jahre lang habe ich es geschafft, mich vor einer klassischen Kindergeburtstagsparty zu drücken. Bis dahin war es den kleinen Herrschaften immer genug gewesen, wenn Oma und Opa, Cousin und Cousine, Torte und Geschenke zum großen Ereignis erschienen.
Doch als im Kindergarten eine Geburtstagseinladung nach der anderen ins Haus flatterte, war mir klar: Dieses Jahr musste ich dran glauben. Niemals im Leben würde Noah sich dieses Jahr damit zufriedengeben, mit Oma im Garten Schokokuchen zu essen, während seine Freunde an ihrem Ehrentag mit der Bällekanone im Indoor-Spielplatz (ein Ort des absoluten Grauens übrigens, falls euch das bis jetzt erspart geblieben sein sollte) herumballern durften.
Bereits beim Anblick der anderen Einladungen wurde mir klar, dass ich offenbar nicht für solche Dinge geschaffen bin. Während Noah gefühlt täglich Flaschenpost-, Piraten- und Dinosauriereinladungen nach Hause brachte, inklusive perfekt hineingephotoshopptem Bild des glücklichen Geburtstagskindes, dachte ich mir nur: Ich hasse es jetzt schon.
Sicher wollte ich, dass mein Kind auch einen schönen, lustigen, absolut wunderbaren Geburtstag erleben sollte, aber als absolut talentfreie Bastellegasthenikerin würde ich schon daran scheitern, bei der Einladung halbwegs mitzuhalten.
Auch eine halbherzige Pinterest-Recherche ergab nur, was ich bereits befürchtet hatte: Ohne Spezialausbildung an der Heißklebepistole blieb uns der Weg ins Kindergeburtstags-Nirvana wohl verwehrt. Beschämt klickte ich einen 8er-Pack Paw-Patrol-Fertigeinladungen in meinen Amazon-Einkaufskorb, bei denen man nur noch Uhrzeit, Ort und Name des Kindes selbst einfüllen musste. „Mom Of The Year“-Award, ich komme …
Bei der Location-Wahl für die große Sause stieß ich auf das nächste Problem. Zoo, Indoor-Spielplatz,…. Alles toll, toll, toll und wie gerne hätte ich darauf verzichtet, sechs brüllende halbstarke in meinem Schuhschachtel-Reihenhaus unter Kontrolle zu halten. Aber. Muss so eine Feier für einen 5-Jährigen wirklich schon so ein großes Happening sein? Hatte er nicht verdammt noch mal sogar das Recht auf eine richtige, echte Kindergeburtstagsparty, wie sie früher einmal war? Mit Topfklopfen, Schokoladeessen und Eierlauf, stinknormal zu Hause mit den besten Freunden?
Gänzlich old-school luden wir also fünf Kindergarten-Jungs in unsere eigenen vier Wände ein. Und ich konnte bei dem Gedanken daran, wie sie wie eine Horde wild gewordener Elefantenbullen unser Haus zertrampeln würden, für Wochen nicht mehr ruhig schlafen. Ich konnte ja meine eigenen zwei Jungs kaum in Zaum halten, wie sollte ich dann verhindern, dass fünf fremde Kinder mit meiner einzigen guten Salatschüssel Fußball spielten?!
Sicher wusste ich, dass das grundsätzlich alles liebe Jungs waren – ich wusste aber auch, auf welche Ideen meine eigenen grundsätzlich lieben Jungs oft so kamen. Und sind wir uns mal ehrlich, das Problem ist ja, dass man bei fremden Kindern weitaus größere Hemmungen hat, sie so … sagen wir mal „klar verständlich“ auf ihre Fehler hinzuweisen als bei den eigenen!
Mein Masterplan sah also so aus, dass ich einfach mit einem unfassbar lustigen Partyprogramm verhindern würde, dass eines der Kinder auch nur eine Minute Zeit hatte, sich Blödsinn auszudenken. Obwohl, sollte man die Kinder nicht lieber frei spielen lassen? Aber was war dann mit dem Topfklopfen??
Wieder einmal befragte ich meinen Freund Google – und musste feststellen, dass die Planung von Kindergeburtstagspartys wohl mittlerweile zur Wissenschaft geworden war. Anleitungen für ganze Mottopartys fand man da im Netz, penibel durchgeplant von der Piraten-Schnitzeljagd mit mehreren Aktivitäten-Stationen bis hin zum durchdesignten Mitbringsel-Sackerl für die Gäste. Und wieder dachte ich mir nur: Nein. Ich will nicht fünf Stunden darauf verwenden, eine Feuerspeiender-Drache-mit-Erdbeeraugen-Torte zu backen. Oder beim örtlichen Copyshop Riesenleinwände zum Dino-Dosenschießen auf A0 ausdrucken lassen.
Was ich wollte, war maximaler Kinderspaß mit minimalem Aufwand. Und eines kann ich euch gleich verraten: Letzten Endes bin ich dann doch die halbe Nacht vorm großen Event in der Küche gestanden, habe Dino-Salzteigeier zusammengematscht und Kuchen gebacken, das Wohnzimmer dekoriert und meine gute Salatschüssel in Sicherheit gebracht. Bevor die Feier überhaupt angefangen hatte, war ich fertig mit der Welt und freute mich nur noch auf den Moment, wo ich mir ein wohlverdientes Glas Hätten-wir-das-auch-geschafft-Sekt einschenken durfte.
Davor stand mir allerdings noch ein ganzer Nachmittag Wahnsinn ins Haus. Und ja, gewissermaßen war es genau so, wie ich es mir in meinen schlaflosen Nächten vorgestellt hatte. Es wurde gebrüllt und getrampelt, gezankt und gekleckert. Aber: Es wurde auch gelacht und gequietscht, laut und falsch „Happy birthday“ gesungen und Schwedenbomben um die Wette gegessen (übrigens mit 0,5 Sekunden Gesamtdauer das zeiteffizienteste Spiel der Welt) – genau so, wie es bei einem klassischen Kindergeburtstag sein sollte.
Insgeheim wünsche ich mir zwar trotzdem, dass Noah nächstes Jahr ganz unbedingt im Zoo feiern möchte, aber immerhin weiß ich jetzt: Kindergeburtstag, können wir! Und: Nächstes Mal kauf ich vorher Ohropax …
Montag, 13. Mai 2019
Die Planung eines Kindergeburtstags? Der reinste Kindergeburtstag
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