Donnerstag, 18. Februar 2016

Wer ist hier der Boss?

Wer kennt es nicht: Großeltern, die nicht umhin können, sich in Erziehungsfragen einzumischen. Bis heute habe ich noch keine befriedigende Patentlösung für den Umgang mit dieser, naja, nennen wir es „Herausforderung“ gefunden.

Kaum hat man die lieben Kleinen zum Beispiel mühsam an eine Zehe Mandarine und eine halbe Banane am Tag gewöhnt (das war ein Kraftakt, Sie können mir glauben!), kaum wagen sich ihre Geschmacksknospen über die Italienische und die Amerikanische Kochkunst (Pizza, Pasta, Burger) hinaus, steht ein Wochenende mit den Großeltern an und die Mäuse haben schon eine Packung Katzenzungen in den kleinen Mäulchen, bevor die Oma überhaupt zur Tür rein ist und „Hallo“ gesagt hat.

Aber auch die Frage, wer in welchem Haus den Kindern die letztgültigen Anweisungen erteilt, bleibt in unserer Familie wohl eines der ungelösten Rätsel der Menschheit. Grundsätzlich gilt ja: Mein Haus, meine Regeln! Gleichzeitig bekennen wir uns aber zu: Eltern dürfen von Großeltern oder Onkeln und Tanten in ihrer Autorität nicht torpediert werden.

Was gilt denn dann genau, wenn die Kinder zu Opas ungesicherten Fischteichen gehen wollen, die Großeltern es ungeschaut erlauben, die Eltern nicht und die Tante im Vorbeigehen ihr OK gibt, aber nur, wenn die Kleinen sich brav warm anziehen? Bei uns endet die Szene damit, dass die Kinder in Skihosen vor der verschlossenen Tür stehen und allesamt heulen, weil Opa und Papa abwechselnd vor ihrer Nase dieselbige auf und zu machen, währen sie darüber diskutieren, wer denn hier das Sagen hat.

Dann gibt es aber auch noch wesentlich elementarere Themen, bei denen das Engagement der Großeltern nach hinten los gehen kann. In meiner Familie im engeren Sinn (Mann, Tochter, ich) gibt es zum Beispiel eine goldene Regel: Nicht hauen! Jegliche Form von Gewalt lehnen mein Mann und ich ab, Konflikte müssen anders gelöst werden. Und genau das versuchen wir auch unserer Tochter zu vermitteln.

In Kleinkindsprache übersetzt heißt das dann ungefähr so: Wenn dir der kleine Stinker mit dem komischen Ganzkörper-UV-Anzug und dem Gnackrollohauberl im Sandkasten das Schauferl grob aus der Hand reißt und dir Sand ins Gesicht schleudert, darfst du ihm nicht gleich eins mit dem Eimer über die Rübe ziehen, auch wenn er es möglicherweise verdient hat, der kleine Rambo (allein schon wegen dem UV-Anzug)!

Dank unserer Konsequenz in dieser Hinsicht geht unsere Tochter mehr oder weniger gewaltfrei durchs Leben und versucht mit Reden, notfalls mit ohrenbetäubendem Schreien, die ein oder andere zwischenmenschliche Unstimmigkeit aus dem Weg zu schaffen und somit uns Eltern stolz zu machen.

Aber der Teufel schläft nicht und so waren eines schönen Tages meine Eltern zu Besuch und machten mit einer einzigen Bemerkung unserer wohldurchdachten Anti-Gewalt-Strategie den Garaus. Meine Tochter kuschelte sich zu ihrer Oma und erzählte ihr von einem Jungen im Kindergarten, der sie und ihre Freundinnen regelmäßig aus Spaß in den Magen boxte oder manchmal auch richtig fest zwickte.

Meine Mutter war ob dieser Frechheit gegenüber ihrer zarten Enkeltochter sichtlich entrüstet und ehe ich mich versah, erteilte sie meiner Maus eine nachhaltige Lektion über den richtigen Umgang mit Arschlochkindern: „So, meine Kleine, jetzt sag ich dir mal was. Das nächste Mal, wenn dieser Fratz wieder ankommt und euch was tun will, siehst du zu, dass die Pädagogin nicht hinsieht und dann haust du ihm eine runter, dass ihm Hören und Sehen vergeht und es gewaltig klingelt in seiner Birne!“ Na bravo und Prost, Mahlzeit!

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